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Unter Königinnen
Eine Imkerin in Slowenien

29. Mai 2019 | Von Sabine Rossi
Ksenija Dremelj gehört zu den zehn Prozent Frauen im slowenischen Imkerbund. Fotos: Sabine Rossi

Sie ist besonders inmitten der anderen: Ksenija Dremelj gehört zu den nur rund zehn Prozent Imkerinnen im slowenischen Imkerbund. Das kleine Land ist im Bienenschutz zudem Vorbild in Europa.

Von Sabine Rossi, Ljubljana

Ksenija Dremelj öffnet einen Bienenkasten. Darin stecken fein säuberlich nebeneinander mehrere Holzrahmen. Die Imkerin zieht behutsam einen Rahmen heraus, zeigt auf die gefüllten Honigwaben. Neben ihrem Finger summt es.

Ksenija Dremelj: „Wenn du die Arbeit mit Bienen nicht magst und sie nicht auf Anhieb liebst, kannst du nicht mit Bienen arbeiten. Du musst ruhig sein und die Bienen lieben.“

Ksenija Dremelj bleibt auch dann noch gelassen, als ihr eine Biene in die kurzen, blonden Haare schwirrt. Vor mehr als 20 Jahren hat sie die Bienen von ihrem Schwiegervater übernommen. Während ihr Mann arbeiten ging, kümmerte sie sich um die drei Kinder – und die Bienen.

Ksenija Dremelj:  „Die Arbeit ist schwer. Deshalb sehen mich Männer mit anderen Augen. Wenn sie mich besuchen, sind sie sehr interessiert, wie ich mit den Bienen arbeite. Sie wollen sehen, was ich tue und wie die Zucht der Königinnen funktioniert.“

Du musst ruhig sein, um mit Bienen zu arbeiten, sagt Ksenija Dremelj.

Ksenija Dremelj gehört zu den wenigen Frauen unter 11.000 Imkern im slowenischen Imkerbund. So recht erklären kann sie sich nicht, warum sich Frauen viel seltener fürs Imkern entscheiden. An den Männern liege es nicht. „Die behandeln mich mit Respekt“, sagt sie und lächelt sanft.

Ksenija Dremelj: „Vielleicht liegt es daran, dass die Frauen Angst vor Bienen haben, dass sie fürchten, gestochen zu werden.”

Diese Angst habe seine Mutter nicht, sagt Ksenijas ältester Sohn Klemen, der das Interview übersetzt. Sie fasse richtig an und arbeite hart. In den zurückliegenden Jahren hat Ksenija Dremelj das Familienunternehmen ausgebaut. Waren es zu Beginn noch 23 Bienenvölker, so pflegt sie heute 350. Wenn der Honig geschleudert wird, helfen alle mit. Zudem züchtet Ksenija Dremelj Bienenköniginnen, die sie in alle Welt verschickt – zum Beispiel in den Iran oder nach Skandinavien. Vor gut zehn Jahren hat Ksenijas Mann seinen Job aufgegeben, um sich mit ihr voll und ganz den Bienen zu widmen.

Ksenija Dremelj: „Wir können viel von den Bienen lernen, vor allem wie wir mit ihnen umgehen, wie wir sie schützen müssen und wie wir auf Pestizide verzichten.“

Slowenien ist Vorbild im Bienenschutz in Europa. Bereits 2011 hat das kleine Land südlich der Alpen drei bienenschädliche Insektizide verboten. Im vergangenen Jahr ist die Europäische Union nachgezogen: Von diesem Jahr an dürfen Bauern die Neonicotinoide nur noch in Gewächshäusern einsetzen und nicht mehr draußen auf den Äckern.

Ksenija Dremelj: „Wir lernen langsam, wie wichtig Bienen sind und wie die Bauern helfen können, dass sie gesund bleiben. Insgesamt tun wir uns damit noch schwer. Meine Bienen leben in einer Gegend ohne intensive Landwirtschaft, mit vielen Öko-Betrieben. Deshalb haben wir bislang keine Probleme.“

Mit dem Zug dauert es von der Hauptstadt Ljubljana eine gute halbe Stunde bis nach Litija. Ksenija Dremeljs Bienenhaus steht einige Kilometer außerhalb an einer ruhigen Landstraße. Rechts und links ein paar Häuser, daneben erstrecken sich Wälder und grüne Wiesen. Im Umkreis von 15 Kilometern hat sie weitere Bienenhäuser – alle in optimaler Lage. Nicht überall in Slowenien finden die Bienen so viel Nahrung wie hier, sagt Peter Kozmus vom nationalen Imkerbund, der sich wie Ksenija Dremelj um die Zukunft sorgt.

Peter Kozmus: „Das Hauptproblem ist, dass landwirtschaftliche Großbetriebe sehr oft das Gras auf den Wiesen mähen. So finden die Bienen immer weniger Nahrung in der Umgebung. In den vergangenen zehn, zwanzig Jahren haben wir beobachtet, dass viele Nahrungsquellen für Nektar und Pollen für die Bienen verloren gingen.“

Auch in Deutschland ist das Problem bekannt. Vor gut einem Jahr sorgte eine Zählung für Aufsehen: Auf unseren Feldern, Äckern, Wäldern, Wiesen und in den Städten leben heute 76 Prozent Insekten weniger als vor 30 Jahren. Dabei übernehmen gerade die Bienen eine wichtige Aufgabe: Rund ein Drittel der weltweit geernteten Nahrung ist nach Berechnungen der Welternährungsorganisation von Bestäubung abhängig. Ksenija Dremelj ist stolz, dass sie mit ihrer Arbeit einen Beitrag leistet. Doch nicht nur die großflächige Landwirtschaft bereitet ihr Sorge. Es sind auch die milden Winter.

Ksenija Dremelj: „Im Januar sind die Temperaturen extrem. Meistens wird es wärmer, und die Bienen beginnen, Eier zu legen. Dann aber fallen die Temperaturen wieder, und das ist schlecht für die Bienen. Am besten wäre es für sie, wenn es erst im Mai warm würde und die Temperaturen bis dahin unter 15 Grad blieben. Die Temperaturschwankungen schaden den Bienen und der Natur insgesamt.“

Dort, wo Ksenija Dremelj Bienen stehen, gibt es nur wenig großflächige Landwirtschaft.

Wie überall beginnt auch in Slowenien der Frühling immer früher. Schon im Hochsommer, Ende Juli, sei alles verblüht, pflichtet Peter Kozmus bei.

Peter Kozmus: „Die Bienen finden keine Nahrung mehr. Wer Bienen hält, muss deshalb schon im August und September zufüttern.“

Doch auch wenn die Arbeit zunimmt, will Ksenija Dremelj weitermachen. Bienen seien einfach zu wichtig, um uns Menschen die Nahrung zu sichern, wenn sie Bäume, Pflanzen und Blumen bestäuben. Und auf das Summen um sie herum könne sie unmöglich verzichten, fügt Ksenija Dremelj lächelnd hinzu.

Ksenija Dremelj: „Ich liebe die Arbeit mit den Bienen. Sie macht mich glücklich. Ich würde sie mit keinem anderen Job der Welt tauschen.“

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Von Sabine Rossi, Köln

Sabine Rossi ist Redakteurin bei dem Radiosender COSMO (WDR). Spezialisiert ist sie auf den Nahen Osten, vor allem auf Syrien, wo sie nach ihrem Studium ein Jahr gelebt hat. Regelmäßig verstärkt sie das Hörfunkteam im ARD-Studio Kairo. Für „Deine Korrespondentin“ sucht sie nach starken Frauen im Nahen Osten – und die sind gar nicht so selten.

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Mareike GraepelHaltern
Die US-Amerikanerin Cindy O’Brien lebt seit den 90er Jahren in Connemara, ganz im Westen von Irland und züchtet seltene Seeschnecken. Die sogenannten japanischen Abalone gedeihen an der irischen Küste gut. Sie gelten als Delikatesse und Aphrodisiakum, kosten bis zu 44 Euro pro Kilo – und sehen aus wie Vulven.

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