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Fazit und Ausblick
Unsere Pläne 2021

2. Januar 2021 | Von Pauline Tillmann
Chefredakteurin Pauline Tillmann beim letzten analogen Korrespondentinnen-Treffen in Berlin Anfang 2020. Foto: Jan Zappner

Nach einem dramatischen Appell von Chefredakteurin Pauline Tillmann Anfang Dezember haben wir sehr viel Unterstützung und Solidarität erfahren. Das heißt: Wir können 2021 weitermachen!

Von Pauline Tillmann, Konstanz

Zunächst möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken bei den vielen Menschen, die uns in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Sie haben getwittert und Freund*innen angeschrieben, sie haben Weihnachtspakete bestellt und sie haben unsere Postkarten verteilt. Und vor allem haben sie uns Geld überwiesen – entweder direkt auf unser Konto oder über Paypal. Oder sie sind Mitglieder geworden bei Steady, so dass sie uns monatlich mit 5 oder 10 Euro unter die Arme greifen.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Schließlich muss man*frau sich erst einmal bei Steady registrieren, ein Konto anlegen, Kreditkartennummer hinterlegen etc. Dafür muss man*frau sich einen Moment Zeit nehmen und es ernst meinen. Viele unserer Leser*innen wollen uns unterstützen, scheuen aber dann doch den Aufwand. Oder sie haben noch nicht verstanden, warum sie für ein digitales Magazin Geld ausgeben sollen, das es – eigentlich – umsonst zu lesen gibt.

Tatsächlich sind wir aber genau darauf angewiesen, weil wir den Großteil unserer Einnahmen über unsere Community bestreiten. Für uns macht es keinen Sinn, eine sogenannte „harte Bezahlschranke“ aufzubauen, weil wir dafür zu sehr Nischenmedium sind. Wenn ein Projekt wie die „Krautreporter“ mehr als 15.000 zahlende Abonnent*innen verzeichnet, ist es richtig, dass nur zahlende Mitglieder Artikel lesen können. Dahinter steht aber auch eine Redaktion, die sich ausschließlich um dieses Produkt kümmert. Laut Webseite sind das 22 Frauen und Männer. Sicher arbeiten nicht alle Vollzeit, aber es ist doch anders aufgestellt als unser Netzwerk.

Unsere Korrespondentinnen arbeiten alle als freie Journalistinnen für deutschsprachige Medien und liefern alle sechs bis acht Wochen einen Artikel für „Deine Korrespondentin“. Genau für diesen Artikel werden sie auch mit 200 Euro honoriert. Ich wende in der Regel sechs Stunden in der Woche auf, um Themenvorschläge zu sichten, Geschichten zu finalisieren, ins Layout einzupassen, auf Social Media darauf aufmerksam zu machen und zusätzliche Veranstaltungen wie Live-Talks auf Instagram zu planen, vorzubereiten und durchzuführen.

Dafür bezahle ich mir eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 500 Euro im Monat. Rechnet man das auf die Stunden um, kommt man auf einen Stundensatz von ungefähr 20 Euro. Es ist völlig klar, dass ich mit anderen Jobs als freie Journalistin mehr verdienen würde. Aber mir liegt das Projekt, wie ich es Anfang Dezember in meinem offenen Brief ausführlich beschrieben habe, besonders am Herzen. Wir alle wissen: Nicht alles, das man tut, rechnet sich. Ich habe durch das Projekt in den vergangenen Jahren auch sehr viel gelernt und mich im Bereich Innovationsmanagement weiterentwickelt.  

Aktuell bin ich in der ersten Kohorte eines 100-tägigen Online-Programms für Medien-Entrepreneure weltweit. Dafür wende ich etwa zehn Stunden in der Woche auf und überlege wie ich „Deine Korrespondentin“ noch besser für die Zukunft aufstellen kann. Mir ist dabei eines deutlich vor Augen geführt worden: Gute Geschichten sind ein wichtiges Fundament, aber wir müssen darüber hinaus Angebote schaffen, die unsere Unterstützer*innen brauchen und die sie dauerhaft an unsere Marke binden.

WhatsApp-Experiment geht in die 2. Runde

Deshalb denken wir gerade intensiv darüber nach, welche innovativen Formate wir 2021 auf den Weg bringen können. Klar ist: Es wird im Januar ein weiteres WhatsApp-Experiment geben, bei dem wir Menschen einladen, uns via Text- oder Sprachnachrichten Fragen zu schicken, die unsere Korrespondentinnen beantworten werden. Dabei soll es in erster Linie um die Pandemie gehen nach dem Motto „Covid-19 mal anders“, aber natürlich könnt ihr den Korrespondentinnen auch Fragen rund um ihren Alltag und ihre aktuellen Herausforderungen stellen.

Aktuell haben wir uns für das Media Innovation Fellowship des Journalismuslabs NRW beworben und hoffen, Anfang Februar 2021 ins Bootcamp eingeladen zu werden. Sollten wir es am Ende tatsächlich in das nächste Batch schaffen, könnten wir in einem Zeitraum von sechs Monaten an neuen Formen des Community Buildings brüten. Denn letztendlich geht es – neben guten Geschichten – wesentlich auch darum, Impact zu schaffen. Das heißt, dass Frauen und Männer Denkanstöße bekommen und im Zuge dessen etwas Wesentliches in ihrem Leben verändern.

Regelmäßiges Brainstorming findet einmal im Jahr analog und alle zwei Monate über Skype statt.

Denn qualitativer Journalismus muss heutzutage noch mehr schaffen als gut recherchierte Artikel zu liefern. Unser Vorbild ist dabei „Deutschland spricht“ von ZEIT ONLINE, das 2018 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. In der Projektbeschreibung heißt es: „Wir reden zu wenig miteinander. Zumindest außerhalb unserer Filterblase. Dem hat ZEIT ONLINE… abgeholfen. (…)“ Bei dem Projekt geht es in erster Linie um politische Grundhaltungen.

Wie wäre es aber, wenn wir Feminist*innen und Nicht-Feminist*innen zusammenbringen würden? Oder Frauen und Männer? Denn wir wissen ja alle, dass echte Gleichberechtigung nicht ohne die Männer funktionieren kann. Warum sie also nicht an Bord holen und Argumente austauschen, die vielleicht sogar echtes Umdenken bewirken? Welchen größeren Impact könnte ein journalistisches Nischenmedium erreichen?

Kurzum: Es gibt viele Ideen. Wir wollen euch weiterhin unsere Korrespondentin in unserem Podcast vorstellen. Jede zweite Woche findet ihr dort außerdem unsere Artikel als Audio-Format für alle diejenigen, die lieber hören als lesen. Wir informieren euch jede Woche in unserem Newsletter über unsere aktuellen Geschichten. Und ab 2021 können unsere Silber- und Gold-Mitglieder auf Steady unsere Artikel schon vorab als Sonntagslektüre lesen.

Wenn ihr euer Paket upgraden wollt, geht das ganz einfach. Im Unterpunkt „Mitgliedschaften“ auf „Paket wechseln“ klicken und schon kann es losgehen. Silber-Mitglieder bekommen darüber hinaus einmal im Jahr eine handgeschriebene Postkarte von unseren Korrespondentinnen und Gold-Mitglieder erhalten Zugang zu bekannten Persönlichkeiten wie Kübra Gümüşay oder Teresa Bücker. Mit diesen tollen Frauen wollen wir 2021 diskutieren – vielleicht auf Zoom, vielleicht woanders – und gemeinsam dafür sorgen, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Wir würden uns freuen, wenn Du uns auf diesem Weg begleitest.

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Von Pauline Tillmann, Konstanz

Pauline Tillmann ist Gründerin und Chefredakteurin von DEINE KORRESPONDENTIN. 2011 bis 2015 war sie freie Auslandskorrespondentin in St. Petersburg und hat für den ARD Hörfunk über Russland / Ukraine berichtet. Zuvor hat sie beim Bayerischen Rundfunk volontiert. Pauline ist regelmäßig als Coachin, Beraterin und Speakerin im Einsatz. 2022 erschien ihr Buch „Lust auf Lokal – das Handbuch für Community-Journalismus“, außerdem hat sie das Buch „Frauen, die die Welt verändern“ herausgegeben. Mehr unter: http://www.pauline-tillmann.de.

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